- Neurovaskuläres Zentrum Sana Kliniken Duisburg
- Zu den Rehwiesen 9
- 47055 Duisburg
Die wichtigste Aufgabe besteht darin die Beschwerden/Symptome eines Schlaganfalls schnell zu erkennen und umgehend den Rettungsdienst zu alarmieren.
Ein einfacher Test, der auch von Laien angewendet werden kann, ist der sogenannte FAST-Test, dessen Abkürzung „Face“ (Gesicht), „Arms“ (Arme), „Speech“ (Sprache) und „Time“ (Zeit) bedeutet.
Falls der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, sollte die PatientIn unverzüglich vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus mit einer neurologischen Abteilung, die eine Stroke Unit betreibt, transportiert werden. Initial sollte keine Korrektur des erhöhten Blutdruckes vorgenommen werden, da präklinisch nicht zwischen einem hämorrhagischen Schlaganfall (Hirnblutung) und einem ischämischen Schlaganfall unterschieden werden kann. In der ZNA der Sana Kliniken wird die PatientIn durch eine NeurologIn klinisch untersucht und eine kurze, strukturierte Anamnese mit den wichtigsten Informationen bezüglich des Auftretens/zeitlichen Verlaufs, des Ausmaßes der Beschwerden, der relevanten Vorerkrankungen und der Einnahme von Medikamenten, wie z.B. Blutverdünner erhoben. Die Beschwerden werden mit einer speziellen Schlaganfall Skala (NIHSS) bewertet. Parallel werden vom Pflegepersonal der ZNA die Vitalparameter (Blutdruck, Herzfrequenz, periphere Sauerstoffsättigung) bestimmt, eine Blutprobe abgenommen und ein Aufnahme-EKG abgeleitet. Ohne Zeitverlust wird die weitere Diagnostik eingeleitet, denn „Time is brain“.
Bei Verdacht auf einen akuten Schlaganfall wird schnellstmöglich eine CT-Untersuchung durchgeführt. In 80% der Fälle ist für einen Schlaganfall ein akuter Gefäßverschluss der hirnversorgenden Arterien verantwortlich (sog. ischämischer Schlaganfall). In der Folge kommt es zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Zucker, wodurch es ohne schnelle Therapie zu einem irreversiblen Untergang des betroffenen Hirnareals kommt. Beim akuten Schlaganfall zählt jede Minute.
Um zu sehen, welches Gefäß verschlossen ist, welcher Anteil des Gehirns noch zu retten ist und welcher Anteil bereits unwiederbringlich geschädigt wurde, wird ein CT des Kopfes (CCT), ein CT der Gefäße (CTA) und ein CT zur Beurteilung der aktuellen Hirnversorgung (CT-Perfusion) durchgeführt. Auf Grundlage dieser Bildbefunde wird im Anschluss die Entscheidung getroffen, ob eine sogenannte Akuttherapie (systemische Lysetherapie oder/und Thrombektomie) bei der betroffenen PatientIn durchgeführt werden kann. Diese Therapien sind nur in einem bestimmten Zeitraum möglich und in der Regel umso erfolgreicher, je früher sie angewandt werden.
Eine Therapieoption ist die systemische Lysetherapie. Hierbei wird über einen venösen Zugang ein Medikament verabreicht, welches ein Enzym enthält, das Blutgerinnsel in den Gefäßen auflöst. In bestimmten Fällen ist diese Therapie nicht möglich, beispielsweise wenn starke blutverdünnende Medikamente regelmäßig eingenommen werden oder wenn die Ergebnisse der Bildgebung zeigen, dass das betroffene Hirngewebe bereits unwiederbringlich geschädigt wurde.
Eine andere Therapieoption ist, gegebenenfalls auch in Kombination mit der systemischen Lysetherapie, die sogenannte Thrombektomie. Hierbei wird das Blutgerinnsel (Thrombus), das zu einem Verschluss eines größeren Gefäßes geführt hat, über einen in das Gefäßsystem eingebrachten Kunststoffschlauch (Katheter) abgesaugt. In schwierigeren Fällen kann auch ein Fangnetz (Stent-Retriever) platziert und der Thrombus somit entfernt werden. Durch diese Manöver wird das zuvor betroffene Hirnareal wieder mit Blut durchströmt und somit mit ausreichend Sauerstoff versorgt (untenstehende Abbildung).
In den Sana Kliniken Duisburg werden auf der überregional zertifizierten Stroke-Unit (Schlaganfall-Spezialstation) jährlich ca. 1000 SchlaganfallpatientInnen behandelt, bei ca. 200 von ihnen wird eine mechanische Thrombektomie durchgeführt.
Jede PatientIn mit einem ischämischen Schlaganfall sollte mindestens 24 Stunden auf einer Stroke Unit behandelt werden. Die Stroke Unit ist eine spezialisierte Schlaganfallstation, auf der die PatientInnen kontinuierlich über einen Monitor überwacht werden. Es werden die Vitalparameter (Blutdruck, Herzfrequenz, periphere Sauerstoffsättigung) gemessen. Ziel und Zweck einer Stroke Unit ist es, die Ursache des Schlaganfalls möglichst schnell zu erkennen und durch eine gezielte medikamentöse Therapie weitere Schlaganfälle zu verhindern. Darüber hinaus sollen Gefäßrisikofaktoren wie beispielsweise ein erhöhter Blutdruck, eine Zuckererkrankung oder erhöhte Cholesterinwerte zeitnah erkannt und behandelt werden. Darüber hinaus werden die PatientInnen hinsichtlich „optimierbarer Gefäß-Risiko-Faktoren“ wie z.B. Nikotinkarenz und Ernährung beraten. Auch die Angehörigen der PatientInnen werden über einen geeigneten Umgang mit den neu aufgetretenen Beeinträchtigungen, wie beispielsweise eine Schluckstörung oder eine Sprachstörung informiert.
Ein weiterer Schwerpunkt der Stroke Unit liegt in der Vorbeugung und Behandlung von möglichen Komplikationen wie z.B. einer Lungenentzündung in Folge einer durch den Schlaganfall bedingten Schluckstörung. Daneben spielt der frühe Beginn einer Rehabilitation von neurologischen Ausfallerscheinungen durch speziell geschultes Pflegepersonal und ein großes Therapeuten-Team bestehend aus PhysiotherapeutInnen, LogopädInnen und ErgotherapeutInnen eine große Rolle.
Eine besondere Bedeutung bei der Ursachenabklärung hat der Nachweis von Gefäßablagerungen (Makroangiopathie) und Verengungen (Stenosen) von Hals- und Hirngefäßen, so dass bei jeder PatientIn eine Ultraschalluntersuchung (extra-/intrakranielle Doppler/Duplex-Sonografie) der hirnversorgenden Gefäße durchgeführt wird. Insbesondere bei älteren Menschen hat das Erkennen und Behandeln von Herzrhythmusstörungen eine große Bedeutung. Daher führen die KollegInnen der Klinik für Kardiologie täglich Rhythmusvisiten auf der Stroke Unit durch, um beispielsweise ein Vorhofflimmern zu erkennen. Die Ursache des ischämischen Schlaganfalls bestimmt die Medikation (sogenannte Sekundärprophylaxe), die dauerhaft eingenommen werden muss, um ein erneutes Auftreten zu verhindern.
Je nach Alter, körperlichem Zustand, Begleiterkrankungen und PatientInnen-Wunsch wird über die Anschlussbehandlung entschieden. Es bestehen je nach Krankheitsausmaß verschiedene Möglichkeiten der Rehabilitation. Bei schwer betroffenen PatientInnen kann eine Frührehabilitation (Phase B Rehabilitation) in unserem Krankenhaus an die Akutbehandlung angeschlossen werden. Oft sind die PatientInnen noch in höherem Ausmaß an eine engmaschige ärztliche Betreuung und intensive physio-, ergo- und logopädische Unterstützung gebunden. Diagnostik und medizinische Eingriffe sind durch das in den Krankenhausalltag eingebundene Konzept schnell realisierbar, so dass zum Teil schwerkranke PatientInnen wenn nötig akut medizinisch behandelt werden können. Darüber hinaus kann eine heimatnahe Rehabilitation durch den sozialen Dienst eingeleitet werden. Hierbei gibt es stationäre und ambulante Formen der Rehabilitation, je nach Schweregrad der neurologischen Ausfallerscheinungen der Betroffenen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sana Kliniken ist die Rehabilitation in der Klinik für Geriatrie (Medizin des älteren Menschen) im Rahmen einer geriatrischen Komplextherapie oder ambulanten Tagesklinik. Eine Komplexbehandlung ist ein ganzheitlicher therapeutischer Ansatz um die Selbstständigkeit und Mobilität älterer PatientInnen nach einer akuten Erkrankung, wie z.B. einem Schlaganfall wiederherzustellen.